Zur Eröffnung der Ausstellung
„Sie waren nie ganz fort – die
Iglauer Deutschen“
Die Geschichte hinter der
Geschichte ist oft noch interessanter als die Geschichte selbst – dies gilt
auch für diese Ausstellung.
Sie zeigt, wie sich das
Zusammenleben von Tschechen und Deutschen in Iglau und den umliegenden Dörfern
vom Mittelalter bis heute entwickelte. Denn auch mit der Vertreibung der
deutschen Bevölkerung fand diese Wechselbeziehung kein Ende. Auch nach 1945
waren die Deutschen aus Iglau und die Tschechen in Iglau für die jeweils andere
Seite ein Thema. Man redete zwar nicht miteinander, aber man sprach
übereinander.
Seit 1990 besteht die
Möglichkeit, wieder aufeinander zuzugehen, den anderen kennenzulernen, und es
bestehen der Wille und die Bereitschaft, einander zu verstehen, zu
respektieren.
Diese Ausstellung wurde für
Iglau konzipiert und sie wurde gemeinsam von tschechischen und deutschen
Iglauern erstellt. Vor diesem Hintergrund wird schon das Motto zu einer
Aussage, macht es doch
deutlich, dass die Vertreibung
viel verändert, aber keinen Schlussstrich gezogen hat.
Vor fast 2 Jahren wurde bei
einer Mitgliederversammlung des Vereins Gustav-Mahler-Haus in Heidenheim der
Gedanke zur Ausstellung geboren. Schon ein Jahr später konnte sie in Iglau
gezeigt werden.
Wir haben in diesem Jahr der
Vorbereitung viel dazu gelernt.
Unsere tschechischen Partner
und Freunde können nun besser verstehen, warum wir auch nach über 60 Jahren
immer noch an unserer Heimat hängen und wir fanden bestätigt, dass die heute in
Iglau lebenden Menschen genauso mit dieser Stadt und ihrem Umland verbunden
sind, wie unsere Vorfahren es waren, und wie wir es heute noch sind.
Beide haben wir begriffen, zu
welch schrecklichen Dimensionen des Unrechts Nationalismus, Diktatur und
Ausgrenzung für alle Menschen in Iglau geführt haben. Heimat wird zerstört,
wenn man sie anderen verwehrt, sie wird größer und reicher, wenn man sie mit
anderen teilt!
Verständigung, Versöhnung,
Ausgleich – das sind Begriffe der großen Politik – für uns genügt es, sich mit
Respekt, Verstehen und Vertrauen zu begegnen. Ein Ausdruck des gegenseitigen
Vertrauens ist es auch, dass die beiden Oberbürgermeister der Partnerstädte
Heidenheim und Iglau die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen
haben. Dafür gilt Ihnen unser
herzlicher Dank.
Es ist gut, einen gemeinsamen
Weg in die Zukunft zu haben,
besser aber ist es, diesen Weg
auch tatsächlich gemeinsam zu gehen.
Wir sind unterwegs!